Der Januar präsentiert sich 2017 von seiner gewohnten Seite und beendet den Monat positiv. Besonders stark legen der Hang Seng Index (Hong Kong) zu und der Technologieindex der USA (Nasdaq). Bei den Rohstoffen dominiert abermals der Kupferpreis. (Die positive Performance im Januar: +7,43%). In den kommenden Blogausgaben stelle ich Ihnen die wichtigsten Kennzahlen der Börsenanalyse vor.

Beginnen möchte ich mit dem KGV (dem Kurs-Gewinn Verhältnis). In den Medien und in der Fachliteratur wird das KGV mitunter am häufigsten erwähnt. KGV = Kurs-Gewinn Verhältnis. Der Kurs entspricht der Marktkapitalisierung eines Unternehmens, also seinem Unternehmenswert. Die Anzahl der Aktien wird mit dem Börsenkurs multipliziert. Hierzu ein einfaches Beispiel: Wenn ein Unternehmen 10 Millionen Aktien ausgibt und der Börsenkurs liegt aktuell bei 10 € wird das Unternehmen vom Markt mit 100 Millionen € bewertet. Erwirtschaftet das Unternehmen nun bspw. einen Gewinn im lfd. Geschäftsjahr von 5 Millionen € beträgt das Kurs-Gewinn Verhältnis 20. Der Aktionär wird sich bei seiner Auswahl von Unternehmen die Frage stellen ob diese Kennzahl nun günstig oder teuer erscheint. Hierbei passiert i.d.R. schon der erste Fehler. Der Markt suggeriert dem Kapitalanleger oft, dass es vorteilhafter ist Aktien mit einem günstigen KGV zu erwerben. Vergessen wird hierbei oft, dass ein günstiges KGV nicht zwangsläufig bedeutet ein Unternehmen günstig zu erwerben. Oftmals schlummern hinter einem günstigen KGV Risiken wie Umsatzrückgänge oder zunehmende Probleme im Branchenumfeld. Dagegen kann ein teures KGV auf starke Umsatzzuwächse und ein sehr attraktives Marktumfeld hindeuten. Sollte man dann überhaupt diese Kennzahl zur Aktienanalyse heranziehen? Ja sollte man und in diesem Zusammenhang reichen ein paar wenige Grundregeln.

Grundregel Nr. 1: Bitte vergleichen Sie das KGV nie branchenübergreifend. Der Technologiesektor weist bspw. andere Kurs-Gewinn-Verhältnisse aus wie die Finanzbranche. Auch innerhalb der Technologiebranche sind Unterschiede erkennbar.

Grundregel Nr. 2: Der Gewinn unterliegt einer Schätzung des Managements. Die Börse liebt in diesem Zusammenhang konservative Schätzungen und straft i.d.R. Schätzungen ab die nicht eingehalten werden können. Mit der Zeit entwickeln Sie ein eigenes Gefühl und lernen mit Schätzungen am Markt umzugehen.

Grundregel Nr. 3: Ein Vergleich lohnt sich. Vergleichen Sie bspw. die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der langweilig erscheinenden Produzenten von Körperpflegemitteln. Diese Unternehmen erwirtschaften i.d.R. konstante Umsatz- und Ergebniszuwächse. Wurden diese Unternehmen bspw. mit einem KGV von > 20 in den vergangenen Jahren bewertet und liegt diese Kennzahl jetzt bei konservativen Prognosen < 20 könnte dies auf eine Unterbewertung in diesem Sektor hindeuten.

Ich möchte Ihnen zum Abschluss ein aktuelles Beispiel aus der Praxis näher erläutern. Das US-amerikanische Unternehmen American Tower REIT entwickelt und betreibt Sende- und Funktürme sowie Antennensysteme. Ihren Kunden bietet das Unternehmen Leasingmöglichkeiten an, womit sich das Unternehmen in einem attraktiven Zukunftsmarkt bewegt. Dies deutet auf ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis hin. Und genauso ist es auch. Aktuell erwarten die Analysten einen Gewinn je Aktie von 2,09 US$. Bezogen auf einen aktuellen Börsenkurs von in etwa 100 US$ weist das Unternehmen ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis von 50 aus. Bei einem konstant bleibenden Gewinn würde der Aktionär also erst in 50 Jahren seinen Einsatz raus haben und demzufolge eher nicht in dieses Unternehmen investieren. Nun lohnt sich ein Blick in die Unternehmenskennzahlen. In den letzten 6 Jahren konnte das Unternehmen seinen Umsatz bspw. im Mittel um 18,49% p.a. stetig und äußerst konstant steigern. Der Gewinn legte im Mittel ähnlich zu. Jedoch ist hier ein volatiler Verlauf festzustellen. Äußerst interessant ist die Dividendenpolitik des Unternehmens. In den letzten vier Jahren wurde die Dividende im Mittel um 24,61% p.a. gesteigert. Die Steigerungsraten sind auch hier als sehr konstant einzustufen. Wenn also der Gewinn zukünftig weiter jedes Jahr um 20% steigt liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis in nur vier Jahren bei nur noch 23. Und wer nun noch einen Blick auf die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der vergangenen Jahre legt, stellt fest, dass dieses im Schnitt höher ausfiel. Der Aktienkurs ist tatsächlich in den letzten Monaten unter die Räder gekommen. Ein Kunde mit einem hohen Umsatzanteil könnte wegbrechen, daher der Kursrücksetzer. Einem potentiellen Aktionär bietet sich somit eine gute Einstiegschance in ein interessantes Unternehmen mit einem attraktiven Wachstumsumfeld. Weitere Kursrücksetzer müssen jedoch mit einkalkuliert werden und auch die Tatsache das wir uns im Allgemeinen in den USA auf All-Time-High Niveau befinden.