Bevor wir auf die Gewinner und Verlierer des bisherigen außergewöhnlichen Börsenjahres 2020 eingehen zunächst der gewohnte Marktüberblick bezogen auf den vergangenen Monat „September 2020“. Die in meinem Kennzahlensystem berücksichtigten weltweiten Indizes verlieren im September im Mittel 2,37%. Die stärksten Verluste erleidet der Hang Seng Index (-6,83%) sowie die US-amerikanischen Indizes Nasdaq 100 (-5,72%) und der S&P 500 (-3,92%). Gut behaupten konnte sich der Schweizer Index SMI (+0,51%) sowie der japanische Nikkei (+0,20%). Der Oktober beginnt erfreulich. Allgemein geht es bergauf.

Der € bleibt weitestgehend unverändert und stabilisiert sich nach den starken Aufschlägen der vergangenen Monate. Gegenüber dem US$ verliert der € 1,88%. Bei den Rohstoffen muss Öl nach in Folge 5 positiven Monaten  einen herber Rücksetzer (-10,30%) hinnehmen. Gold korrigiert mittelmäßig um 3,79%. Kupfer kann leicht zulegen und der Agrarrohstoff Weizen etabliert mit einem Kursanstieg von 1,81% seinen intakten Aufwärtstrend.

Wir wechseln rüber zu den einzelnen Branchen. Ölwerte und Pipelinebetreiber korrigieren stark. Die im Dow Jones vertretene Chevron notiert aktuell auf einem 11,5 Jahres Tief. Chevron ist ein Dividendenaristokrat und hat in den vergangenen 33 Jahren die Dividende stets gesteigert. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei 7,17%. Chevron ist auf dem aktuellen tiefen Niveau ein Turnaroundkandidat. Der kanadische Pipelinebetreiber Enbridge zahlt eine noch höhere Dividende. Die Dividendenrendite liegt hier bei unglaublichen 8,33%. Enbridge zahlt seit mittlerweile 65 Jahren eine Dividende und erhöhte diese 25 Jahre in Folge zuletzt. Weiterhin langfristig interessant sind die US-amerikanischen Energieversorger. In 2020 sind Technologieaktien das Non plus Ultra. Im September korrigieren vereinzelt Technologieaktien. Besonders hart trifft es Unternehmen wie Alphabet, Apple, Facebook oder aber auch den deutschen IT-Dienstleister Datagroup. Jedoch können einzelne Sektoren wie Halbleiter- oder Elektrotechnologiewerte sich gegen den Trend stemmen und teilweise sogar zulegen. Im Bereich Elektrotechnologie kann hier bspw. die japanische Keyence (+14,38%) oder die schwedische Hexagon (+6%) genannt werden.

Ähnlich verhält es sich für das bisherige außergewöhnliche Börsenjahr 2020. Die großen Ölmultis Total und Chevron verlieren in 2020 kumulativ bisher mehr als 40%. Erneuerbare Energien legen stark zu. Hier zu nennen ist die im SDAX vertretene deutsche Encavis (+77,14%). Die klassischen meist US-amerikanischen Energieversorger verlieren hingegen. Bei den Finanztiteln ergibt sich ein identisches Bild. Klassische Bank und nun auch Versicherungsaktien verlieren i.d.R. während hingegen digitale Zahlungsabwickler wie Paypal (+82,15%) oder Mastercard (+13,26%) ordentlich zulegen können. Seit Jahren stetig sehr stark nach oben geht es für die deutsche im SDAX beheimatete Hypoport (+69,94%). Hypoport betreibt bspw. internetbasierte B2B-Kreditmarktplätze. Bei den klassischen Versicherungsaktien müssen insbesondere Rückversicherer starke Verluste hinnehmen. Hannover Rück aus dem MDAX verliert 2020 23,58% an Wert. Die US-amerikanische Reinsurance Group of America muss sogar 41,62% Verlust hinnehmen. Klassische Werte können sich aber bspw. in der Gesundheitsbranche über Gewinne freuen. Enzymehersteller aus Dänemark wie Novozymes und Christian Hansen legen zwischen 23 und 33% zu. Im Biotech Segment können sich vereinzelt Werte positiv abheben. Mit einem Fokus auf Antikörpertechnologie kann sich die US-amerikanische Regeneron Pharmaceuticals (+49,08%) positiv absetzen. Auch Chemiewerte performen 2020 gut. Die deutsche BASF hingegen verliert (-22,92%). Duft- und Geschmacksstoffhersteller wie die Schweizer Givaudan (+42,15%) oder die deutsche Symrise (+25,67%) welche knapp den Aufstieg in den DAX verpasste steigern Ihren Unternehmenswert tendenziell jedes Jahr. Nach dieser starken Performance ist hier nicht zwingend kurz- bis mittelfristig mit weiteren Kursgewinnen zu rechnen. Ebenso stabil laufen langfristig die Farbenhersteller aus den USA Sherwin-Williams (+19,40%) sowie die japanische Nippon Paint (+85,59%). Durch die Corona Krise belastet sind die Krankenhausbetreiber und Pflegedienstleister. Die Aktien derer Unternehmen verlieren i.d.R. zweistellig. HCA Holdings aus den USA (-15,65%) Ramsay Health Care aus Australien (-14,16%) oder Orpea aus Frankreich (-15,08%). Bei den Medizintechnikaktien sind es (nicht verwunderlich) insbesondere die Laborzulieferer die 2020 stark performen. Stratec aus Deutschland gewinnt 103,61%, Sartorius aus dem TecDAX 80,34%. Die klassischen Medizintechnikwerte hingegen korrigieren und sind damit auf dem aktuellen Niveau langfristig interessant. Zu Beginn des neuen Monats haben diese Werte jedoch schon gut angezogen. Becton & Dickinson (-14,45%), Smith & Nephew (-17,87%) oder Stryker (-0,75%) sind hier zu nennen. Pharmaaktien tendieren positiv. Der nächste Sektor betrifft die klassischen Basiskonsumgüter. Hier auffällig das die klassischen Bierhersteller 2020 stark federn lassen müssen. Der weltgrößte Bierhersteller Anheuser-Busch verliert 37,46%. Der zweitgrößte Heineken aus den Niederlanden verliert 21,06%. Auch die chinesische Thai Beverage verliert 35,09% an Wert. Nicht nur Bier sondern auch Spirituosenhersteller verlieren. Der weltgrößte Hersteller die Diageo gibt 17,21% an Wert ab. Die französische Pernod-Ricard (Lilley) verliert 14,59%. Einzig Brown-Forman aus den USA kann zulegen (+11,42%). Im Portfolio befindet sich bspw. Jack Daniels. Anders das Bild bei den Lebensmittel- und Zusatzstoffe Hersteller. Hier sehen wir durchwegs grüne Vorzeichen. Der weltgrößte Gewürzmittelhersteller McCormich legt 14,36% zu. Bei unserem Börsenstar diesen Monat gibt es aus diesem Bereich im wahrsten Sinne des Wortes noch einen „Leckerbissen“. Im klassischen zyklischen Konsumbereich versuchen die Bekleidungshersteller Boden gut zu machen. Die Verluste sind aber noch hoch bspw. bei der spanischen Inditex (ZARA) oder der britischen Next (ähnlich Geschäftsmodell C&A aus DE). Sportartikel- und Lifestyle Hersteller legen hingegen zu. Nike bildet hier das Basisinvestment (+23,92%). Noch stärker zulegen kann das zunächst auf Yoga ausgerichtete Unternehmen Lululemon. Seit dem Börsendebüt im August 2007 gewinnt die Aktie kumulativ 1.323% an Wert (sensationell). Bisher spricht nichts gegen einen weiteren positiven Verlauf. Die klassischen Reinigungshersteller profitieren von weltweiten Hygienekonzepten. Zu nennen sind hier die britisch-niederländische Reckitt Benckiser (+23,35%), sowie die US-amerikanischen Clorox (+36,88%) und Church & Dwight (+33,22%). Diese Unternehmen sind sehr zuverlässige Dividendenzahler. 2020 ist bisher das Jahr für US-amerikanische Bau-und Gartenmarktketten. Home Depot ist die größte Kette (+27,17%). Die zweitgrößte Lowe`s gewinnt 38,49%. Fastenal (etwas kleiner) (Distributor von Industrie- und Baumaterial) gewinnt 22,03%. Onlineriesen wie Amazon (+70,40%) und Alibaba (+38,60%) sind die Corona Profiteure schlechthin. Anders die Situation im Luxusgütersegment. Die hier meist aus Frankreich stammenden Unternehmen lassen federn. Christian Dior bspw. verliert knapp ein Viertel an Unternehmenswert. Im Industriesektor unterscheidet sich die Situation. Das Unternehmen was sich nicht den neuen Technologien widmet verliert enorm. Tesla ist der High Flyer 2020 (+412,77%), BMW hingegen verliert 15,25%. Auffällig ist auch der starke Anstieg des auf Landmaschinen fokussierten Konzerns John Deere aus den USA. Die positive Kursrendite beträgt 2020 knappe 28%. Der Logistikbereich boomt. Nahezu alle Unternehmen notieren auf All-Time High Niveau. Transportdienstleistungen werden stark nahgefragt, egal ob per Schiene, LKW oder zur See. Im Maschinenbau sind Aufzugs- und Rolltreppenhersteller wie die finnische KONE (+27,12%) oder die Schweizer Schindler (+2,15%) nach wie vor  erste Wahl. Die großen US-amerikanischen Rüstungshersteller zeigen 2020 durchwegs eine negative Rendite. Auch hier ergeben sich bspw. bei Northrop Grumman langfristig attraktive Einstiegskurse. Rüstungshersteller zählen zu den zuverlässigsten Dividendenzahlern und erhöhen i.d.R. Ihre Dividende jedes Jahr. Klima-, Heizungs- und Kühlanlagen werden stetig vom Markt nachgefragt. Hier tätig sind die beiden US-amerikanischen Unternehmen AO Smith und Lennox International. AO Smith hat sich gerade von der 4 Jahre anhaltenden Seitwärtsphase befreit. Stärkster Verlierer im Industriebereich ist die Flugzeugbranche. Hersteller (Boeing) wie auch Zulieferer (MTU, Safran) verlieren enorm an Wert. Boeing bspw. verliert 2020 50% an Marktwert. Ähnliches Bild bei der im DAX vertretenen MTU (-44,39%). Im Rahmen des Klima- und Umweltschutzes zählten zunächst Verpackungshersteller zu den Verlierern. Verpackungen werden in Corona Zeiten wieder stärker nachgefragt. Verpackungshersteller zählen somit auch zu den Gewinnern 2020 im Industriesektor. Datenanalyseunternehmen gewinnen schon seit Jahren überdurchschnittlich. Diese Unternehmen stellen Daten zur Verfügung und bereiten diese auf. Hier genannt werden kann die US-amerikanische S&P Global (+32,06%) oder die britische Experian (+14,42%). Klar negativ ist das Jahr 2020 für die Entertainmentbranche insbesondere dann wenn realer Kontakt erwünscht ist. Sehr hart trifft es 2020 die US-amerikanischen sowie die asiatischen Immobilienunternehmen. Deutsche Immobilienwerte halten sich dagegen gut. Den Technologiebereich hatten wir oft genug angesprochen. Hier mal die Kursrendite auserwählter großer Technologiefirmen. Apple +57,75% Microsoft +33,37% Tencent aus China +33,19% Facebook +27,60% Alphabet (Google) +9,42%. Die neuen Stars der Technologiebranche lauten: DocuSign +314,38%  Teladoc +161,87% Shopify +157,30% Veeva System +99,91% Five9 +97,74%. Im Technologiesektor gibt es allerdings auch Verlierer. IT-Dienstleister aus Europa wie die spanische Amadeus IT Group (tätig in der Flugzeugbranche) oder die deutsche Datagroup verlieren 2020 mehr als 30% an Wert. Cisco (Netzwerkausrüster) verliert wie Automatic Data Processing (Software Personalwesen) knapp 18% an Wert.

Nach dem Branchenüberblick 2020 folgt der Blick in das Musterdepot. Der starke € macht dem Musterdepot nach wie vor zu Schaffen. Techtronic Industries legt zwar eine außerordentlich hohe Rendite hin aber mit Texas Pacific Land Trust und Exponent gibt es aktuell auch 2 Werte mit einer negativen Kursrendite.

201010

Ein Börsenstar mit welchem Sie sicher nicht gerechnet haben ist ein Unternehmen der Lebensmittelbranche aus Belgien. Was wird in Belgien besonderes hergestellt? Es sind Kekse. Aktuell kostet eine Aktie dieses Unternehmens 3.500 €. Schaut man sich den langfristigen Chart (20 Jahre) an kann man hier nicht meckern. Es geht stetig nach oben. Es handelt sich um ein risikoarmes Unternehmen was kaum jemand kennt. Die mittlere effektive jährliche Kursrendite liegt zwischen 23 und 24%. Für einen Nahrungsmittelhersteller ist diese außergewöhnlich hoch. Nestle liegt aktuell bei 8%. Ein Vierfaches! Zudem zahlt auch dieses Unternehmen zuverlässige und stetig steigende Dividenden. In den vergangenen 17 Jahren wurde die Dividende jedes Jahr erhöht. Die mittlere effektive jährliche Steigerungsrate liegt bei sagenhaften 18-20%. Das Unternehmen trägt den Namen „Lotus Bakeries“ bekannt durch Ihr Original Karamellgebäck. Die WKN lautet: 877480. Viel Spaß beim Sichten und Analysieren dieses tollen Unternehmens.

Wie es weiter geht an den Börsen erfahren Sie wie gewohnt zur nächsten Ausgabe mit übereinstimmender Tags- und Monatszahl. Die kommende Blogausgabe erscheint am 10.10.2020. Bis dahin wünsche ich Ihnen einen wunderschönen Herbst 2020.